carrom


 

CARROM

 

 

Carrom ist ein einfaches, aber interessantes, vom Pool Billard stammendes Brettspiel, das Logik, Geschicklichkeit, Fingerspitzengefühl und ein scharfes Auge erfordert.

 

Es wurde vor ungefähr 150 Jahren in Indien erfunden.

 

Man kann es zu zweit (Einzel), oder zu viert (Doppel) spielen.

 

In Europa ist Carrom seit über 15 Jahren zu Hause. Carrom-Verbände gibt es in der Schweiz, in Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, in den Niederlanden, usw. .......

 

In Deutschland gibt es über 15 Clubs und Vereine, die im Deutschen-Carrom-Verband (DCV) vereint sind. Sie organisieren Meisterschaften, Carromturniere und Carromfeste.

 

Zum spielen braucht man nur:

 

- ein Carrombrett aus Holz (74 cm x 74 cm Seitenlänge) mit Rahmen   (4-8 cm breit und 2 cm hoch) und einem Loch in jeder Ecke.

 

- 19 Carromsteine ; rund und flach aus Holz. 
(9 weiße, 9 schwarze und 1 roter)

 

- ein Striker (Schussstein) aus Kunststoff.

 

- eine Lampe

 

- Tisch oder Beine für das Carrombrett

 

- Kartoffelstärke

 

 

CARROM IN BERLIN

Arif Naqvi

Carrom wird seit 47 Jahren in Berlin gespielt.

 

In den siebziger Jahren brachte ich ein Carrombrett aus Indien mit und versuchte, einige Interessenten dafür zu gewinnen.

 

Ich stellte das Brett bei einem Nachbarn, um dort zusammen mit seiner Familie und Freunde Carrom zu spielen. Für die 5-jährige Tochter des Nachbarns, Saima, war das Brett aber zu schmutzig. Sie wusch es mit Seife. Das Brett war nicht mehr zu gebrauchen. EinigeVolkskünstler aus Indien, die zu Besuch in Ost-Berlin waren, versuchten das Brett mit Ölfarben zu verbessern, es wurde aber immer schlimmer. Ich konnte mit Mühe und Not das Brett mit dem Sandpapier wieder brauchbar machen. Langsam konnte ich einige Schüler wie Mike, Jens, Andreas usw. zum Carromspiel gewinnen.

 

1982 oder 1983 wurde ich von der Indira Gandhi Schule in Berlin-Marzahn eingeladen,um das Carromspiel vorzuführen. Die Kinder der Schule waren von dem Spiel begeistert. Carrom wurde als Freizeitbeschäftigung in der Schule offiziel aufgenommen. Auch ein Kinder-Turnier wurde durchgeführt.

 

Im Laufe der Zeit wurde das Spiel bekannter. Es fehlten aber die richtigen Turnierbretter und das nötige Material dazu. So versuchte ich mit Hilfe eines Freundes (ein Handwerker) die Bretter, die Steine und Streikers dazu zu bauen. Es wurde eine Gruppe von Carromspielern gebildet, die sich bemühten das Spiel in Berliner Schulen und Jugendzentren zu verbreiten.

 

Fast zu gleicher Zeit entwickelten sich Carrom Aktivitäten in West-Berlin.Einige Berliner, wie Boris Bungenberg, Rainer und Gereon Bolder usw, die Indien und Nepal besucht hatten und von dem Spiel begeistert waren, versuchten das Spiel zu verbreiten.

 

1985 besuchte eine indische Nationalmannschft unter Leitung von Bangaru Babu (Generalsekretär, All India Carrom Federation) ein Turnier in Berlin-Kreuzberg. Bei dieser Gelegenheit diskutierte ich mit Babu die Entwicklung des Carroms sowie die Möglichkeiten der Gründung eines Carrom Verbandes.

 

 

Ein Jahr später nahm ich mein Carrombrett zur Kur in Bad-Frankenhausen mit. Dort wurde ein Turnier organisiert an dem 27 Spieler teilnahmen, darunter mindestens zehn Berliner.

 

Das Carromspiel wurde immer mehr bekannter. Es wurden neue Bretter gebaut die nicht von bester Qualität waren. Doch Carromspiel wurde im Sport- und Erholungszentrum in Berlin-Friedrichshain offiziel aufgenommen und 8 neue Bretter für die Besucher aufgestellt. Es wurden Carromturniere mit Kulturprogrammen um den Jawaharlal Nehru Wanderpokal, Babu Wanderpokal,Freundschaftspokal und Berliner Meisterschaft im SEZ, im FEZ, im Haus der Jungen Talente usw. sowie Carrom-Demonstrationen in den Schulen sowie in den Altersheimen und Sonderschulen durchgeführt und bekamen eine große Resonanz in Presse, Rundfunk und Fernsehen.

 

1988 wurde der Carrom Sport Verband gegründet. Bei der Gründungsfeier nahmen der indische Botschafter J.Doddamni und viele Gäste teil.

 

Der Carrom Sport Verband (CSV) und der Deutscher Carrom Verband (DCV) waren Mitbegründer der Internatinal Carrom Federation in 1988.

 

Die beiden Verbände entwickelten eine gute Zusammenarbeit. Es wurden Spieler-Begegnungen zwischen beiden Verbänden durchgeführt.

 

1989 nahmen die CSV Spieler am 1. ICF-Turnier in Heidelberg teil.

 

1990 wurde ein Trainingslager für 10 Spieler des CSV in der indischenStadt Madras organisiert.

 

Zur gleichen Zeit wurde der Carrom Sport Verband offiziel anerkannt und im Deutschen Turn- und Sportbund der DDR aufgenommen. Arif Naqvi wurde im Präsidium des DTSB aufgenommen. Im gleichem Jahr nahmen CSV Spielern bei dem internationalen Turnier in Basel, Schweiz, teil.

 

1991 nahm eine Mannschaft des CSV mit 5 Spielern und 1 Leiter bei der 1. Weltmeisterschaft in Neu Delhi teil. Der CSV Spieler Nino Wittkatis kam auf den 8. Platz im Einzelwettbewerb.

 

Im Januar 1992 wurde CSV-Präsident Arif Naqvi als Präsident des Deutschen Carrom Verbandes gewählt. Der CSV löste sich auf und wurde als Carrom Sport Verein Berlin in DCV aufgenommen.

 

Seitdem nehmen CSV-Spielern an allen Turnieren des DCVs sowie als Teil des DCV bei den internationalen Turnieren, z.B. bei den Weltmeisterschaften, ICF-Cups, Internationalen Open Turnieren sowie bei den Euro Cup Turnieren teil.

 

Es werden vielfältige Aktivitäten zur Verbreitung des Carromspiels in Berlin durchgeführt. Zu diesen Aktivitäten gehören: Carrom-Turniere,

 

Carrom-Demonstrationen, Carrom-Vorführungen mit Kulturprogrammen.

 

So organisierte der CSV z.B. Turniere zur Offenen Deutschen Meisterschaft sowie drei Länderkämpfe zwischen Deutschland und Indien (1993, 1996 und 2005) und die 1. Europameisterschaft/ 2. Eurocup (1998) in Berlin.

Jeder der Lust hat seine Freizeit sinnvoll zu betreiben kann an solchenAktivitäten teilnehmen, egal ob er jung oder alt, Frau oder Mann ist.

Für jeden ist das Carromspiel hoch interessant und sinnvoll.

 

 

 

                                 

 

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Rechtsanwalt Dr. R. Gralla's Interview with Arif Naqvi

CARROM HÄLT JUNG!
 
 
Die einen versuchen, für die Republik den Eurovision Song Contest zu gewinnen und holen null Punkte, frag nach bei Deutschlands Ann Sophie. Ein anderer feiert sein Hobby in einer Hymne und wird bei allen Gleichgesinnten punkten, so lange sich noch zwei Menschen zu einem Match treffen. Siehe Arif Naqvi, der das Carrom besingt, schließlich ist er ein Mann vom Fach: Seit gut drei Jahrzehnten promotet Arif Naqvi hierzulande jenes Spiel, das vor allem in Indien und Sri Lanka ein Volkssport ist. Wie die kleine Billardvariante, bei der Kugeln durch runde Steine ersetzt werden und der Queue komplett wegfällt, zu literarischem Schaffen anregen kann und obendrein ungeahnte Fähigkeiten als Muntermacher entfaltet, erfährt der Hamburger Journalist René Gralla vom 81-jährigen Berliner, der aus Lucknow im nordindischen Uttar Pradesh stammt.       
 
RENÉ GRALLA: Mögen Sie für unsere Leser ein paar Zeilen aus Ihrem Carrom-Lied vortragen?
ARIF NAQVI (beginnt zu summen): ""Wie schön, wie lieblich ist Carrom! Die Steine laufen wie die Rehe im Wald, hüpfen wie die Vögel auf den Zweigen der Bäume, sind wie die Tänzerinnen im Palast. Und die Königin sitzt stolz in ihrem roten Kostüm, und alle wollen die Königin haben."  
 
R.GRALLA: Wunderbar! Aber halt, besagtes Spiel kennt auch eine "Queen"?!
A.NAQVI: Die ist der wertvollste Stein auf dem Brett, wird entsprechend rot markiert. Und für einen Treffer kriegen Sie Zusatzpunkte.
 
R.GRALLA: Verstanden. Außerdem haben Sie ein Theaterstück verfasst mit dem zentralen Motiv Carrom ...
A.NAQVI: ... das Stück begleitet und beobachtet Schiedsrichter während der Wechselfälle eines Turniers, wenn zum Beispiel über die Auslegung der Regeln gestritten wird.
 
R.GRALLA: Ende der 1960-er Jahre sind Sie nach Berlin gekommen und haben gelehrt an der Humboldt-Universität. Ist das nicht etwas seltsam für einen seriösen Literatur- und Sprachwissenschaftler, sich derart intensiv mit einem primär doch bloß unterhaltenden Spiel wie Carrom zu beschäftigen?
A.NAQVI: Nein! Carrom ist ganz wunderbar, formt den Charakter und erzieht zu sozialem Verhalten. Carrom ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur.
 
R.GRALLA: Steht dem aber nicht die Entstehungsgeschichte entgegen? Die britischen Kolonialherren in Indien vergnügten sich gerne beim Billard, eine Welt, die für die ausgebeutete einheimische Bevölkerung dort verschlossen blieb. Also suchten die Menschen nach einer erschwinglichen Alternative und entwickelten Carrom, als preiswertes Volksbillard ohne schwere Tische und Queues. Im Grunde ist Carrom damit doch eher ein Reflex auf Kolonialismus und Imperialismus und weniger ein originäres Element der indischen Kultur.    
A.NAQVI: Sie verkennen, dass es auf dem Subkontinent eine sehr lange Tradition gibt, mit Steinen zu spielen; denken Sie an Pachisi, das zum Vorbild geworden ist für das bekannte "Mensch ärgere Dich nicht". Nun ist gerade die Bewegung der Steine das zentrale Motiv im Pachisi, und mit derartigen Bildern im Kopf haben sich die Menschen daran gemacht, aus dem Billard der Engländer etwas Eigenes zu formen - sprich: Carrom.
 
R.GRALLA: Folglich ist Carrom die spielerische Antwort des Volkes gewesen auf die Realität der Kolonialherrschaft?
A.NAQVI: So kann man das sagen. Und in der Konsequenz wurde Carrom zwar in der breiten Bevölkerung rasch populär, jedoch haben die einheimischen Eliten das Spiel zunächst ignoriert. Das hat sich allerdings nach der Unabhängigkeit 1947 geändert: Damals fing man an, Indiens Kulturerbe wiederzuentdecken, inklusive Carrom. Heute wird Carrom auch an Schulen gefördert. Und gute Spieler können vom Spiel mittlerweile leben, weil sie, um ihre sportlichen Erfolge zu honorieren, attraktive Arbeitsplätze angeboten kriegen, von Airlines, der Zollverwaltung oder Versicherungen.
 
R.GRALLA. Was macht den Profi aus?
A.NAQVI: Fingerfertigkeit, ganz klar, schließlich muss er die Steine gezielt schnippsen. Und strategischer Überblick.
 
R.GRALLA: Strategie im Carrom? Wie sollen wir uns das vorstellen? Eigentlich müssen die Steine doch bloß in die Ecklöcher des Tisches geschubst werden.
A.NAQVI: Experten nutzen jeden Zug dafür, nicht allein die eigenen Männer - offiziell heißen die Spielchips nämlich "Carrom Men" - voran zu bringen, sondern zugleich auch die Aufstellung des Kontrahenten zu stören. So dass sich die Formation der anderen Partei ineinander verkeilt und gegenseitig blockiert.
 
R.GRALLA: Ihre größten sportlichen Erfolge?
A.NAQVI: Dafür hätte ich intensiver trainieren müssen. Zumal mich meine Eltern gemahnt hatten, ich sollte - nachdem ich das Spiel in der Jugend gelernt hatte - mein Studium nicht vernachlässigen zu Gunsten von Carrom. Statt am Brett sehe ich meine Rolle in der Organisation, war langjähriger Präsident der International Carrom Federation und des deutschen Verbandes.
 
R.GRALLA: Ein Leben für Carrom. Und gleichzeitig schreiben Sie unermüdlich weiter, auch jenseits ihres Lieblingsthemas Carrom. Gerade haben Sie einen Gedichtband publiziert, Titel "Dornen und Rosen". Und ein anderes Theaterstück aus Ihrer Feder, die "Trommel aus der Ferne", reflektiert die Erfahrungen ausländischer Studenten in Deutschland. Eine beeindruckende Bilanz - nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass Sie vor gut zwei Monaten den 81. Geburtstag gefeiert haben. Wie schaffen Sie das alles?
A.NAQVI: Carrom bringt Ihnen bei, sich zu konzentrieren und den täglichen Stress für die Dauer einer Partie auszuschalten. Und habe ich bis ein Uhr morgens am Computer gesessen und werde etwas müde, bewege ich ein paar Steine über das Brett. Das ist wie eine Meditation und macht mich wieder munter. Carrom hält jung!
 

 

 

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